Zum Fliegen Bereit

Wie Wasser und Wind: segeln mit Caterina Banti and Ruggero Tita 

“Du wirst in dem Moment beginnen den Himmel zu berühren, Jonathan, indem du die perfekte Geschwindigkeit erreichst. Und das bedeutet nicht, mit tausend Meilen pro Stunde zu fliegen, oder mit einer Million, oder mit Lichtgeschwindigkeit. Weil jede Zahl eine Grenze ist, aber die Vollkommenheit keine Grenzen kennt. Perfekte Geschwindigkeit, mein Sohn, bedeutet da zu sein”.

Richard Bach, Die Möwe Jonathan

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Diese Worte beziehen sich natürlich auf das Fliegen, aber sie könnten sich leicht auch auf unseren Sport, das Segeln, beziehen. Genauer gesagt, auf den viel innovativeren Teil davon: das Foiling. Einem Neuling zu erklären, was Foiling ist, ist gar nicht so einfach. Aber wenn Segeln dein Leben ist, nicht nur dein Sport, dann könnte die Art und Weise, wie du es lebst, sowohl den Sinn als auch das Ziel offenbaren.

“Das Foil ist ein Flügel unter dem Boot", sagt Ruggero Tita, mit Caterina Banti Olympiasieger in der Segelklasse Nacra 17, "und es erlaubt dir, dich aus dem Wasser zu erheben". 

Das ist es, worum es beim Segeln geht: sich aus dem Wasser zu erheben und anmutig über der Wasseroberfläche zu fliegen. Wir sind daran gewöhnt, Wasser als ein Symbol der Stille zu betrachten, aber in Wirklichkeit ist es hart wie Stahl. Seine Gischt kann beim Segeln richtig weh tun. Wasser ist also ein Element, an dem Boote auch brechen können. Das versuchen die Segler zu vermeiden, indem sie ihren Bootsrumpf nicht mehr als nötig unter Wasser halten. “Um das zu tun”, erklärt Caterina, “brauchen wir Wind, der gleichzeitig Freiheit, Furcht und Entschlossenheit bringt und erfordert.“ 

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Zu fliegen brauchen wir Wind, der gleichzeitig Freiheit, Furcht und Entschlossenheit bringt und erfordert.

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Diese drei Welten definieren auch das Foiling selbst: Man muss entschlossen genug zu sein, um seine Ängste zu überwinden und sich dabei frei zu fühlen. Aber das als Team zu schaffen, ist keine leichte Aufgabe. Insbesondere dann nicht, wenn zwei Menschen wie Ruggero und Caterina so verschieden sind wie Wasser und Wind.

Während Ruggero Tita - 1992 in Rovereto in Norditalien geboren - ein analytischer Geist ist, der sich mehr auf Technik und Kontrolle konzentriert, hat Caterina Banti - 1987 in Rom geboren - eine philosophische Seele, die von einem humanistischen Ansatz geleitet wird. „Ich bin auch sehr analytisch", betont Caterina, "aber für mich ist Kontrolle kein Lebensstil, sondern vor allem eine Methode. Eine Methode, die ich mir während meiner Studienzeit angeeignet habe, denn ich habe es wirklich geliebt zu studieren und in der Schule und an der Universität erfolgreich zu sein". 

Sie schloss ihr Studium sehr früh ab und erhielt so die Möglichkeit, einen Doktortitel zu erwerben, während sie zunächst das Segeln für sich entdeckte: "Mein Bruder brauchte einen Vorschiffsmann, und ich fand dann heraus, dass ich gut darin war und es mir auch Spaß machte". Sie beschloss sofort, ihre Universitätskarriere beiseitezuschieben – „Die Zeit war tatsächlich auf meiner Seite, ich war sehr jung und glaubte, dass ich später weiter studieren könnte" – und konzentrierte sich auf das Segeln und traf bald darauf Ruggero. 

„Im Gegenteil dazu habe ich schon in jungen Jahren damit angefangen", sagt er, "weil mich die adrenalingeladene Seite dieses Sports gereizt hat. Mir gefiel auch die Hartnäckigkeit, die man braucht, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel bei der Wartung des Bootes. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Ingenieursstudium entschieden". 

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Mir gefiel auch die Hartnäckigkeit, die man braucht, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel bei der Wartung des Bootes.

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Ein so komplementäres Duo zu sein, kann sowohl in Stärke als auch in Probleme münden. Doch die beiden schaffen es dank eines Zauberworts, ihr Team immer wieder auf den richtigen Kurs zu bringen: Vertrauen.

Gegenseitiges Vertrauen ist der Dreh- und Angelpunkt beim Segeln: Die Vorschiffsfrau muss dem Steuermann vertrauen und umgekehrt. Es ist eine synergetische Arbeit für das gemeinsame Ziel, das nicht nur im Sieg besteht, sondern vor allem darin, beim Segeln im Fluss zu bleiben und durch die Körperbewegungen die perfekte Balance zu finden. Es bedeutet auch, extrem leichtfüßig zu sein und das Boot mit derselben Leichtigkeit so zu führen, dass es mit leisem Zischen über das Wasser fliegt. 

Zwischen dieser Art von Bewegung und dem Leben eines Sportlers besteht zudem eine enge Verbindung. 

"Es ist ein Privileg“, sagt Caterina, „das Glück zu tun, was man liebt, seine Existenz dem zu widmen, was man liebt. Opfer müssen als Entscheidungen und Kompromisse verstanden werden, nicht als etwas Negatives. Es ist eine ständige Suche nach dem richtigen Gleichgewicht, im Alltag und auf dem Wasser. Die Frage ist also immer dieselbe: Wann und um wie viel darf man die Grenze überschreiten?" 

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Die Frage ist also immer dieselbe: Wann und um wie viel darf man die Grenze überschreiten?

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Für Ruggero ist die Grenze etwas, das man herausfordern muss, um den Weg nach vorne zu finden oder einem anderen Kurs folgen zu können, "immer mit dem Wissen, dass ich den Mut hatte, meine Komfortzone für eine Weile zu verlassen".

Das Verlassen der Komfortzone ist also das Hauptthema, auch bei anderen Sportarten, die Ruggero sein ganzes Leben lang liebt. So wie das Gleitschirmfliegen. "Beim Gleitschirmfliegen“, sagt er, „ist das einzige Element der Wind, der auch beim Segeln das Hauptelement ist: die Energie, die uns von einem Hochdruckgebiet zu einem Tiefdruckgebiet bewegt.“ 

Beim Segeln aber spielt auch das Wasser eine Rolle, das sich in eine Kraft verwandelt, die ein ganzes Boot tragen kann. Das Wasser ist ruhig und stark zugleich. Und es ist das Spielfeld, von dem aus die "Foiling-Rakete" startet: der Anfang von allem. Caterina und Ruggero verkörpern tatsächlich die Unterschiede, aber mehr noch die Gemeinsamkeiten der beiden Hauptdarsteller im Segelsport: Wasser und Wind.

Caterina und Ruggero verkörpern tatsächlich die Unterschiede, aber mehr noch die Gemeinsamkeiten der beiden Hauptdarsteller im Segelsport: Wasser und Wind.

Beide sind entscheidend, denn ohne eines von beiden kann man nicht fliegen. Und wir haben gesehen, dass es beim Segeln - und insbesondere beim Foilen - ums Fliegen geht: sich über die Dinge zu erheben und dabei die Welt aus einer privilegierten Perspektive zu betrachten.

Diese „privilegierte Perspektive“werden für Ruggero und Caterina die Olympischen Spiele in Paris 2024 bringen. Sie sind bereit, zu fliegen und zu foilen, um dem Kurs der Möwe Jonathan zu folgen und die "perfekte Geschwindigkeit des Daseins" zu finden.

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Ruggero Tita

PALMARÈS

  • 1st Nacra 17 Olympics Tokyo 2020
  • 3 times World Champion Nacra 17 (2018, 2022, 2023)
  • 3 times European Champion Nacra 17 (2017, 2018, 2022)
  • European Vice Champion 49er (2011)

PROGRAMS / PROJECTS 2024:

  • 2024 Olympics
  • America’s Cup 2024 (Luna Rossa)
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Caterina Banti

PALMARÈS

  • 1st Nacra 17 Olympics Tokyo 2022
  • 3 times World Champion Nacra 17 (2017-2022-2023)
  • 4 times European Champion Nacra 17 (2017-2018-2022)

PROGRAMS / PROJECTS 2024:

  • 2024 Olympics
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